Informationshalber sei erwähnt, dass der Galerie+Schloss e.V. 2007 durch die Vermittlung von cent lieux d‘art dem Netzwerk 50°Nord angehört: Zeitgenössische visuelle Kunst auf dem 50. Breitengrad Nord.

Cent lieux d‘art (Hundert Orte der Kunst) ist ein Forum internationaler künstlerischer Projekte in dieser Region, der ein eigenes Kunstzentrum fehlt. Die Vitrine PAULIN - eine ehemalige Metzgerei - bietet die Möglichkeit, die aktuelle künstlerische Vielfalt zu fördern, und versteht sich als Veranstaltungsort bzw. Schaufenster für experimentelle künstlerische Aktivitäten.

Heute eröffnen wir die Ausstellung der Malerin Claudia Betzin, die speziell für die Vitrine PAULIN eine Arbeit konzipiert hat. Claudia Betzin, in Köln geboren, studierte Kunst in Essen, u.a. auch bei Per Kirkeby und Wolf Vostel.

Wir haben ihre Arbeit über den Künstler Michael Wittassek kennen gelernt, der sie bei dem aufwendigen Realisierungsprozess der Installation unterstützte.

Der Titel dieser Arbeit ist ein Kunstwort, gebildet aus dem französischen entre und dem deutschen zwischen: >> enzwisch.

Claudia hat auf beziehungsweise hinter das Glas gemalt. Sie zeigt uns gleichzeitig ein Davor wie auch ein Dahinter. Die Malerei wird nicht nur einfach frontal dargestellt, sie ist weder Abbild noch ein einfaches zweidimensionales Bild. Sie entfaltet im Vorbeigehen ein unendliches Spiel von Perspektiven. Die Farben finden ihren Ausdruck in Gesten und Spuren. Der Betrachter kann über all die unterschiedlichen Ebenen und Elemente der Installation wandern, die im Schaufenster sichtbar werden. Sein Blick ergründet mit der Zeit die Geste, folgt ihr und dringt allmählich in die Farbe ein.

Es ist kein Bild eines wiedererkennbaren Gegenstandes. Die Malerei findet sich mit aller Kraft in der Abstraktion wieder und bietet dem Betrachter die Möglichkeit, sich mit all seinen Sinnen zu erfahren - oder anders ausgedrückt: diese Arbeit als ein visuelles Spiel zu begreifen.
Ich möchte an dieser Stelle eine Passage des Texts von Karin Stempel zitieren, in der die Arbeit von Claudia Betzin zutreffend beschrieben wird:
„In unserer schnelllebigen Zeit, in der wir uns zunehmend mit Hilfe von Bildern orientieren und verständigen, ist es eine rare Erfahrung mit Bildern konfrontiert zu sein, die nicht als Signale und Informationsträger, sondern als wesenhafte Einheiten wahrgenommen werden wollen und in denen sich Momente der Partizipation und Interaktion als Dialog in einem Zwischenraum entfalten, in dem die Gegensätze ineinander übergehen, ohne sich aufzuheben. Zu diesen Bildern gehören zweifelsohne die Arbeiten von Claudia Betzin, in denen das dialogische Moment nicht nur für die Rezeption der Bilder, sondern gleichermaßen für ihre Genese und Konstitution maßgeblich ist.“

Wir danken Claudia ganz herzlich dafür, dass sie in diesem ganz besonderen Kontext eine so schwierige Herausforderung angenommen hat.

Gilles Fournet, anlässlich der Vernissage am 12. Juli 2008

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